Slow Productivity: Warum wir in einer Welt der Beschleunigung Langsamkeit und Stille (wieder) lernen müssen
- Emma Natschke
- 26. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juni

„Slow down, you crazy child“
(Billy Joel, Vienna)
Billy Joels sanfte Stimme dringt durch die Lautsprecher. Tabs, To-do-Listen und E-Mails flackern vor dem inneren Auge auf und du realisierst, du siehst vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Kennen Sie das?
Citius, altius, fortius. Das lateinische Motto der olympischen Spiele gilt nicht nur im Sport. Unsere gesamte Welt, insbesondere unsere moderne Arbeitswelt, ist geprägt vom Prinzip „schneller, höher, weiter“. Leistung zählt, Leistung als Maxime – besonders dann, wenn sie möglichst sichtbar wird. Wer beschäftigt ist, scheint wertvoll. Doch mit der Zeit stellen viele von uns fest, dass bloße Beschäftigung, oft im Autopiloten, weder Zufriedenheit noch Erfolg liefert. Stattdessen wächst die Sehnsucht nach etwas anderem: Tiefe, Fokus, Präsenz.
Was passiert also, wenn wir das Motto umdrehen: Langsamer, leiser, bewusster?
Langsamkeit und Stille als Widerstand und Einladung
Der norwegische Abenteurer Erling Kagge schrieb ein ganzes Buch über die Kraft der Stille. Er erklärt: „Silence is the new luxury“ (S. 66). In einer lauten Welt ist Stille fast schon ein rebellischer Akt. Auch der Komponist John Cage wusste das. In seinem legendären Stück 4’33 geht es nicht um die Musik, sondern um das, was in der Pause entsteht – um das Lauschen in die Stille hinein.
Und damit löst sich ein Paradoxon auf: Langsamkeit ist nicht gleich Trägheit. Der Autor Sten Nadolny lässt in „Die Entdeckung der Langsamkeit“ seinen Protagonisten mit großer Bedächtigkeit durch eine schnelle Welt wandern und macht damit deutlich: Wer langsam ist, sieht oft mehr. In einem Interview nennt er die Langsamkeit sogar seinen „Jungbrunnen“. Seine Einladung ist es, uns Langsamkeit zu „klauen“, wo wir können.
Von Flow zu Deep Work – Konzentration als Weg zur Qualität
Mihály Csíkszentmihályi beschreibt mit seinem Flow-Konzept jenen Zustand, in dem Menschen völlig fokussiert und gegenwärtig in einer Tätigkeit aufgehen. Flow hat eine eigene Zeitlichkeit: Das Selbst tritt zurück, äußere Reize verblassen. Oft ist dieser Zustand still, selbst dann, wenn äußerlich Bewegung geschieht. Flow entsteht nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch vollständige Hingabe – mit Tiefe, mit Präsenz, und oft mit Mut zur Stille.
Der Informatiker und Autor Cal Newport knüpft in seinem Buch „Deep Work: Rules for Focused Success in a Distracted World“ genau hier an. Für ihn ist das Ausreizen unserer kognitiven Kapazität im Zustand tiefer Konzentration, frei von Ablenkung, die „superpower“ der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts (S. 14). Wer in der Lage ist, sich regelmäßig in tiefe, ungestörte Arbeitsphasen zu versenken, werde nicht nur produktiver, sondern auch zufriedener: „A deep life is a good life“ (S. 92).
Fazit – oder: Ein „stilles“ Plädoyer
All diese Perspektiven laden dazu ein, unser Tempo zu hinterfragen. Qualität braucht tiefe Arbeit. Tiefe Arbeit braucht Raum und Zeit. Stille, Langsamkeit und Produktivität liegen also nah beieinander. Drei konkrete Ideen, wie wir bewusster leben, produktiver arbeiten und glücklicher werden können:
durch klare Prioritäten statt permanenter Erreichbarkeit,
durch bewusste Pausen statt Dauerbeschäftigung,
durch Qualität statt Quantität.
So können wir das Missverständnis, Beschleunigung sei konstitutiv für Leistung, Erfolg und Effizienz, zumindest ein Stück weit auflösen.
Quellen
Kagge, E. (2017). Silence: In the Age of Noise.
Newport, C. (2016). Deep Work: Rules for Focused Success in a Distracted World.
Theater am Rand. 2019, 25.11. „Sten Nadolny: Klaut euch Langsamkeit!“, https://www.youtube.com/watch?v=rHlKF_-JOy0
I just finished reading this great post on crypto blockchain branding, and it really helped me understand how brands in the crypto world gain trust. It’s not only about the technology itself but more about building a genuine emotional connection with users. If you’re into crypto or marketing, it’s definitely worth checking out. The insights are super practical and easy to follow, even if you’re new to the topic.