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Zwischen Kontemplation und Komplexität – achtsam das eigene Leben navigieren

Aktualisiert: vor 6 Tagen


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„Der gegenwärtige Moment ist der einzige Ort, an dem wir Frieden finden können.“

(Pema Chödrön)


Unsere Gegenwart ist komplex. Wir verarbeiten täglich hunderte Informationen, treffen Entscheidungen unter Zeitdruck, reagieren auf Impulse und balancieren zwischen Beziehungen, Aufgaben und digitalen Ablenkungen. Inmitten dieser Komplexität wächst bei vielen Menschen der Wunsch nach einem klaren Moment – nach einem Raum des Innehaltens, in dem nicht noch mehr dazukommt, sondern etwas still werden darf.


Pema Chödrön – buddhistische Nonne und Lehrerin der kontemplativen Praxis – beschreibt diesen Raum als lebendig, offen und ehrlich. Er entsteht genau dort, wo wir nicht mehr fliehen, analysieren oder handeln, sondern still beobachten, was in uns geschieht.

„Das Ziel ist nicht, ein besserer Mensch zu werden. Das Ziel ist, sich selbst vollständig zu begegnen – genau hier, genau jetzt.“

Diese Haltung ist nicht weltfremd, sondern hochwirksam – auch wissenschaftlich. Eine Meta-Analyse von Goldberg et al. (2018) zeigt: Achtsamkeitstrainings haben signifikante Auswirkungen auf psychische Stabilität, insbesondere bei Belastung, Stress und innerer Reizüberflutung. Dabei ist nicht der Rückzug entscheidend, sondern die Fähigkeit, mit präsenter Aufmerksamkeit inmitten des Alltags zu bleiben. Denn Kontemplation bedeutet nicht, dem Komplexen auszuweichen – sondern inmitten des Komplexen bewusst zu verweilen. Wer regelmäßig innehält, kultiviert die Fähigkeit, sich nicht sofort in Automatismen zu verlieren. Ein Reiz führt nicht mehr zwangsläufig zur Reaktion – sondern zu einer Möglichkeit: Bleiben. Spüren. Antworten. In Zeiten von Reizüberflutung und sozialen Spannungen ist das eine stille Revolution.


Reflexionsfragen für Ihren Alltag

  • Wie häufig nehmen Sie sich Zeit, um eine Reaktion bewusst zu hinterfragen – bevor Sie handeln oder sprechen?

  • Wie impulsiv antworten Sie, wenn Sie sich angegriffen, überfordert oder unterbrochen fühlen?

  • Wie viel Raum für Stille, Nicht-Tun oder Einfach-Dasein hat Ihr Alltag derzeit?

  • Wo genau spüren Sie in Ihrem Körper, wenn etwas Sie emotional „ergreift“?

  • Wann haben Sie zuletzt innegehalten, ohne sich gleich abzulenken?


Vielleicht liegt der Schlüssel zur Veränderung nicht im Tun, sondern im bewussten Nicht-Tun.



Quellen


Chödrön, P. (2010). Den Sprung wagen: Wie wir Angst und Schmerz in Freiheit und Glück verwandeln (U. Aumüller, Übers.). Theseus.


Goldberg, S. B., Tucker, R. P., Greene, P. A., Davidson, R. J., Wampold, B. E., Kearney, D. J., & Simpson, T. L. (2018). Mindfulness-based interventions for psychiatric disorders: A systematic review and meta-analysis. Clinical Psychology Review, 59, 52–60. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2017.10.011



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