In der Ukraine tobt seit Monaten ein barbarischer Krieg, den die Führung in Moskau vom Zaune gebrochen hat. Auch wenn der diesjährige Weltglücksbericht diese Entwicklung zeitlich nicht berücksichtigen konnte, gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, wo er 2023 und darüber hinaus einen Platz finden sollte. Grundlage dafür sind nicht zuletzt die Erkenntnisse der jüngsten Vergangenheit.
Glück, Politik und Länderranking
In den vergangenen 10 Jahren hat sich das Interesse am Glück gewandelt. Politische Entscheidungsträger auf unserem Globus sehen darin zunehmend ein wichtiges und übergeordnetes Ziel der Politik. Die Lebenszufriedenheit war trotz der Corona-Krise in den meisten Ländern relativ stabil. Es muss sich zeigen, ob das auch im Bericht 2023 der Fall ist, wenn die Auswirkungen des Ukraine-Krieges in die Analysen einbezogen werden. Das aktuelle Länderranking berücksichtigt die jüngste Entwicklung noch nicht. Darin stehen Finnland, Dänemark und Island an der Spitze. Deutschland nimmt den 14. Platz ein. Die Ukraine steht auf Platz 98.
Messung von Glück in Texten und Social-Media
Es wird im nächsten Bericht darum gehen, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf das Wohlbefinden besonders in Europa zu erfassen. Hier ist es hilfreich, dass die Fähigkeit, den Glücksgehalt von gedruckten Texten in Büchern und sozialen Medien zu messen, rasante Fortschritte gemacht hat.
Es zeigte sich u.a., dass die Verweise auf Glück in den letzten zehn Jahren stark zugenommen haben. Gleichzeitig sind Bezugnahmen auf Einkommen und das Bruttoinlandprodukt zurückgegangen. Ihre Bedeutung für das Wohlbefinden hat relativ abgenommen. Die automatisierte Analyse von Social-Media-Daten ermöglicht heute, die Messung von Emotionstrends quasi in Echtzeit. Die Einbeziehung dieser Emotionsmessungen in die Glücksforschung ist ein wichtiger Fortschritt und wird in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
Erkenntnisse der Biologie und Glück
Ein dritter großer Bereich des Fortschritts betrifft die Beziehung zwischen Biologie und Glück. Aktuell verfügen die Forscher und Forscherinnen bereits über zahlreiche „Biomarker“ des Glücks und des Wohlbefindens. Darüber hinaus wachsen die Erkenntnisse der Gen-Forschung darüber, warum manche Menschen glücklicher sind als andere.
Genetische Studien mit Zwillingen, die an verschiedenen Orten aufgewachsen sind, zeigen, dass etwa 30-40 % der Unterschiede im Glück zwischen Individuen innerhalb eines Landes auf genetische Unterschiede zwischen Individuen zurückzuführen sind. Die anderen 60-70% der Unterschiede zwischen Menschen sind auf die Wirkung von Umwelteinflüssen im weitesten Sinne zurückzuführen. Dazu gehören nicht zuletzt die aktuellen Ereignisse in Europa und in der Welt, die viele Menschen nachhaltig prägen werden.
Bilanz
Der Weltglücksbericht hat sich im Verlauf des Jahrzehnts zu einer unübersehbaren Messlatte entwickelt, über Grenzen hinweg Glück und Wohlbefinden zu erfassen. Seine Erkenntnisse sind zu einem wichtigen Instrument der nationalen Politik in vielen Ländern geworden. Der Bericht 2023 über die veränderte Weltlage nach der russischen Aggression gegen die Ukraine 2022 wird neue Maßstäbe setzen, um das Verhältnis von Krieg, Frieden und Glück zu bestimmen.
Quelle:
https://worldhappiness.report/
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