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Einsamkeit und Positive Psychologie

Aktualisiert: 22. Nov. 2021


Was tun gegen Einsamkeit

Eine einzigartige landesweite Untersuchung der britischen Regierung aus dem Jahre 2020 hat gezeigt, wie ernst das Problem der Einsamkeit nicht nur für ältere Menschen ist und welche Auswirkungen es auf das Leben derjenigen hat, die ungewollt einsam sind. Es betrifft ihre Gesundheit, das Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl der Menschen und ihre Produktivität.


Einsamkeit wird hier als subjektives und unerwünschtes Gefühl definiert, das aus einer Diskrepanz in der Qualität und Quantität sozialer Beziehungen, die wir haben und jenen, die wir wünschen, resultiert. Darin ist natürlich nicht die Einsamkeit eingeschlossen, die wir aktive suchen, wenn wir allein die Natur genießen wollen oder uns für eine künstlerische oder handwerkliche Arbeit von anderen Menschen zurückziehen.


Aus dem genannten Bericht sollen hier einige Aspekte näher betrachtet werden, die besonders aus der Sicht der Positiven Psychologie von besonderem Interesse sind.

 

Psychologie der Einsamkeit


Worum geht es generell bei der Psychologie der Einsamkeit?

Betroffene Menschen beschreiben Gedanken und Gefühle der Einsamkeit mit Worten wie Angst, Furcht, Scham und Hilflosigkeit. Diese starken Gefühle können beeinflussen, wie wir handeln. Sie können eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die dazu führt, dass sich die betroffene Person ständig weiter von der Familie und Freunden zurückzieht und immer mehr vereinsamt.

Einsamkeit kann aber auch beeinflussen, wie wir unsere sozialen Erfahrungen aufnehmen und interpretieren. Das kann heißen, dass wir oft zu ängstlich auf bestimmte Situationen und zu empfindlich auf soziale Kontakte reagieren. Eine andere Gefahr wachsender Einsamkeit besteht darin, dass wir sie als etwas ansehen, dass sich nicht ändern lässt. Wir nehmen es als Teil unserer Identität wahr oder schieben es darauf, dass man älter wird.

Dabei ist Einsamkeit an sich keine psychische Erkrankung. Psychische Probleme wie Depression oder soziale Ängste können aber Einsamkeit verursachen. In die anderen Richtung geschaut, kann Einsamkeit psychische Probleme hervorrufen.


Psychologische Vorgehensweisen gegen die Einsamkeit


Es gibt eine Reihe psychologischer Vorgehensweisen, die einsame Menschen helfen können. Die drei wichtigsten Felder, bei denen bereits eine wissenschaftliche Basis besteht, sind die Kognitive Verhaltenstherapie, die Achtsamkeitseinstellung und die Positive Psychologie.

Die Kognitive Verhaltenstherapie hilft den jeweiligen Menschen, ihre Gedanken, Gefühle und Reaktionen besser zu verstehen. Sie werden so in die Lage versetzt, ihr Verhalten zu verändern und ihre Schwierigkeiten zu meistern.

Die Achtsamkeitseinstellung kann Menschen in Zeiten voller Schwierigkeiten unterstützen, sich ihrer Gedanken bewusst zu werden und so besser zu entscheiden, welche zu akzeptieren und welche zurückzuweisen sind.

Die Positive Psychologie fördert positive Emotionen. Sie hilft Menschen, negative Gefühle und Gedankenmuster zurück zu drängen. Sie vermittelt Einsichten darüber, wie es gelingt, die Kraft der Veränderung der Perspektive auf das Leben zu nutzen, um glücklicher bei den täglichen Handlungen zu sein und das Wohlbefinden zu stärken.


Schritte aus der Einsamkeit


Anknüpfend an Erkenntnisse der Positiven Psychologie empfiehlt der Bericht fünf psychologische Methoden des Herangehens, um Einsamkeit vorzubeugen bzw. hinter sich zu lassen. Es sind gleichzeitig fünf Wege zu mehr Wohlbefinden.

1. Ausbau der sozialen Kontakte

Es geht darum, die Kontakte um einem herum bewusst und zielgerichtet zu entwickeln. Dazu zählt die Familie, Freunde, Kollegen und die Nachbarn. Das sind Eckpunkte des persönlichen Lebens. Die Entwicklung dieser Kontakte bereichert das tägliche Leben.

2. Ein aktives Leben führen

Für fast jeden gibt es eine geeignete Art der physischen Aktivität, die einem Spaß macht und der eigenen Fitness entspricht. Das kann Wandern, Gartenarbeit, Tanzen, Radfahren, Handarbeit oder vieles mehr sein.

3. Anteil nehmen

Von großem Wert ist es, Anteil an der Welt um einem herum zu nehmen. Das reicht von der Nachbarschaft über die Kommune bis hin in andere Länder. Dabei kann man nicht neugierig genug sein. In erster Linie geht es dabei darum, im Großen wie im Kleinen Teil der Welt, die uns umgibt, zu sein und zu bleiben.

4. Immer weiter lernen

Der Wille und die Bereitschaft etwas Neues lernen zu wollen, hilft sich wohler zu fühlen und die Gefühle der Einsamkeit hinter sich zu lassen. Schon ein altes Hobby wieder zu beleben, kann ein Weg sein, sich aktuelles Wissen anzueignen. Der Besuch z. B. von Kursen der Volkshochschulen bringt nicht nur neue Bekanntschaften, sondern auch neues Wissen und Einsichten.

5. Geben

Geschenke an Freunde und Bekannte zu verschiedenen Anlässen und Gelegenheiten festigen die Beziehungen und machen Spaß. Die Teilnahme an sozialen Projekten im näheren Umfeld hilft nicht nur Bedürftigen, sondern bringt immer neue Bekanntschaften.

Fazit


Vieles hört sich erst einmal banal an. Mancher wird sagen, das kenne ich schon. Das Problem besteht aber darin, aus all diesen Empfehlungen ein eigenes Handlungsmuster zu entwickeln, das möglichst viele der Anregungen aufgreift und verknüpft.

Wer diesen Weg bewusst geht, wird sein Wohlbefinden stärken und eine unerwünschte Einsamkeit hinter sich lassen. Entscheidend ist dabei die Erkenntnis, dass Glück, Wohlbefinden und die Überwindung der Einsamkeit einem nicht in den Schoß fallen. Sie verlangen Einsatz und persönliches Engagement.

 

Quelle:

https://www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/Psychology_of_Loneliness_FINAL_REPORT.pdf



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