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Psychische Gesundheit, Wohlbefinden und Klimawandel

Aktualisiert: 22. Nov. 2021


Klimawandel und psychische Gesundheit, die Erde wird wärmer


Mehr Stress und Sorge im Gefolge des Klimawandels


Klimawissenschaftler und Psychologen stellen besonders in den USA in den letzten Jahren eine Zunahme von etwas fest, was etwa mit Klimaangst, Leiden am Klimawandel und ökologischem Leid umschrieben wird.

Landesweite Erhebungen kamen zu dem Ergebnis, dass ein hoher Anteil der amerikanischen Bevölkerung wachsenden Stress und Sorge über die Veränderungen des Klimas empfindet. Dabei wächst der Anteil derjenigen, die über den Klimawandel alarmiert oder besorgt sind. Der Teil von denjenigen, die sich um den Klimawandel nicht kümmert oder ihn sogar leugnet, geht zurück. Eine Ausnahme bilden diejenigen, bei denen die Leugnung des Klimawandels ein Teil ihrer politischen Agenda ist.

Dabei hat vornehmlich in den USA nach den Hurrikans der letzten Jahre besonders an der Ostküste und damit verbundenen großflächigen Überschwemmungen die Zahl der Menschen, die unter posttraumatischen Erkrankungen, Angstzuständen und Depressionen leidet, spürbar zugenommen.

 

Auch Europa ist betroffen

Nun ist Europa in den letzten Jahren nicht von einem Sturm mit der Wucht von Hurrikan Katrina heimgesucht worden und waren die Waldbrände in einzelnen Regionen im Osten Deutschlands von der Feuerwehr beherrschbar und nicht mit den Feuerwalzen in Kalifornien vergleichbar.

Nichtsdestotrotz wachsen auch in Europa die Sorgen, was der Klimawandel mittel- und langfristig beispielsweise für einzelne Wirtschaftsbereiche wie die Landwirtschaft und den Wald bedeutet und wie damit verbundene psychische Erkrankungen der betroffenen Menschen behandelt werden können.

Hinzu kommt, dass die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit für den Augenblick weniger dramatisch sind. Aber über einen längeren Zeitabschnitt werden immer mehr Menschen davon betroffen und die Wirkung auf die Gesellschaft wird immer spürbarer sein.

Zu berücksichtigen ist auch, dass sich die meisten Menschen zwar des Klimawandels bewusst sind, aber verinnerlicht haben, dass er weit weg ist. Betroffen sind eher die anderen außerhalb des eigenen Lebensumfelds.

Dabei geht es nicht um Hysterie oder Panikmache.

Den Klimawandel allseitig beherrschbar machen

Notwendig ist es aber, Wege zu suchen, wie der Klimawandel als solcher verlangsamt und beherrschbar gemacht werden kann. Beinahe genauso wichtig ist es aber, möglichst viele Menschen in die Lage zu versetzen, mit den klimatischen Veränderungen und ihren Folgen umgehen zu können. Das bedeutet, ihnen zu helfen, nicht psychisch zu erkranken und vielleicht sogar gestärkt aus dem Umgang mit den klimatischen Veränderungen hervorzugehen. Dabei kommt der psychologischen Forschung und besonders der Positiven Psychologie eine wachsende Rolle zu.

In den USA durchgeführte Metaanalysen über den Zusammenhang von Unglücken und psychischen Auswirkungen haben gezeigt, dass zwischen 7 % und 40 % der betroffenen Individuen gewisse Formen von Psychopathologie gezeigt haben. Dabei war die Angst der Typ von Psychopathologie mit der höchsten Verbreitung. Danach folgten Phobien und Depressionen. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass akuter traumatischer Stress das größte psychische Problem nach Naturkatastrophen ist.

Es müssen aber nicht gleich Naturkatastrophen sein, die uns aus dem seelischen Gleichgewicht bringen. Solche negativen Wirkungen können auch eine Folge von anhaltender Dürre, steigende Temperaturen und andere Klimaphänomene sein.

Mut und Zuversicht im Klimawandel

Die gute Nachricht ist, dass weltweit nicht nur die Zahl der psychischen Erkrankungen im Gefolge von Ereignissen, die auf den Klimawandel zurückgeführt werden können, gestiegen ist, sondern dass es einer wachsenden Zahl von Menschen gelingt, in diesem Umfeld zu wachsen, resilienter zu werden und neuen Sinn in ihrem Leben zu finden. Es erscheint beinahe ein kaum auflösbarer Widerspruch, dass es diesen Menschen in schwierigsten Situationen möglich ist, ihr Wohlbefinden zu stärken und sich nicht in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu ergeben. Sie helfen beispielsweise dem Nachbarn, dessen Haus vom Sturm zerstört wurde und versorgen die Kinder, deren Eltern überschwemmte Stadtteile nicht rechtzeitig erreichen können.

Wie gelingt eine solche Haltung aber den Menschen, die nicht durch Naturkatastrophen besonders herausgefordert sind? Am Anfang steht hier wohl die Anerkennung, dass es einen von Menschen gemachten Klimawandel gibt. Daran schließt sich die Erkenntnis an, dass dieser Wandel nicht schicksalhaft ist, sondern beeinflusst werden kann. Das betrifft nicht nur die Weltgesellschaft als Ganzes, sondern auch jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns.

Jeder der möchte, kann heute Mittel und Wege finden, um die Umwelt zu schützen, sie nicht unnötig zu belasten und den Klimawandel nicht zu befeuern. Welche Auswirkungen eine solche Praxis für die Gesellschaft und unseren Planeten hat, wird zeitnah schwer nachweisbar sein.

Aber der Einzelne bringt sich in die Position, eine Situation nicht tatenlos zu erleiden, sondern etwas zu tun. Dieses Gefühl wird verstärkt, wenn er mit anderen über seine Einsichten und Erfahrungen kommuniziert. Die Einzelnen und die Gruppe kommen so in eine produktive Situation, Veränderungen nicht passiv zu erleiden, sondern in der Auseinandersetzung mit und an dem Thema zu wachsen.

Das hilft auf jeden Fall den Individuen und der Gruppe. Es wird aber auch dann von unschätzbarem Wert sein, wenn die Auswirkungen des Klimawandels uns vor neue Herausforderungen stellen, die wir jetzt noch nicht kennen und die von uns Mut und Zuversicht verlangen.

 

Quelle:

https://www.apa.org/news/press/releases/2017/03/mental-health-climate.pdf





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