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Wenn positive Aktivitäten nicht das gewünschte Resultat erzielen

Aktualisiert: 24. Nov. 2021


positive Aktivitäten die doch das Gegenteil bewirken, wenn positives negativ wird

Frau Professor Sonja Lyubomirsky ist eine der führenden Glücks-Forscherinnen auf der Welt. Zusammen mit ihrem Team von der Riverside University in Kalifornien hat sie zahlreiche empirische Untersuchungen unternommen, wie und mit welchen Methoden Personen ihr subjektives Glücksempfinden steigern können. Im Verlaufe ihrer Forschungen und der ihrer Mitarbeiter wurde aber auch deutlich, dass unter bestimmten Bedingungen positive Aktivitäten nicht zu einem gesteigerten Glücksgefühl führen, sondern eher das Gegenteil bewirken, die Menschen unglücklich zurück lassen können. In Ihrem Vortrag auf dem 5. Kongress der Positiven Psychologie in Montreal geht Dr. Lyubomirsky auf die Frage ein, unter welchen Bedingungen unternommene positive Aktivitäten nicht das positive Wohlbefinden steigern, sondern eher das Gegenteil bewirken und unglücklich machen.

 

An erster Stelle sieht sie wie zu erwarten ist die Gefahr, dass jemand zuviel will, zu viele positive Aktivitäten in Angriff nimmt, d.h. zuviele erhaltene Wohltaten notiert, zu häufig anderen seine Dankbarkeit bekundet und zu oft die gleichen Handlungen unternimmt. Es entsteht der Effekt einer Überdosis der Aktivitäten. So entwickelt sich kein Gefühl des gesteigerten Glücks, sondern eher ein Empfinden von Traurigkeit und Hilflosigkeit.

Eine zweite Gefahr sieht Dr. Lyubomirsky in extremer Motivation. Sie hat Individuen erlebt, die unter allen Umständen glücklicher werden wollten, das ständig und direkt angestrebt haben. Im Endeffekt haben sie damit verhindert, tatsäcklich Glück empfinden zu können.

Eine Situation, gesteigertes Glück nicht empfinden zu können, tritt auf, wenn die unternommenen positiven Aktivitäten und die Persönlichkeit nicht zueinander passen. Bei Personen, die bereits auf einem hohen Niveaus des persönlichen Glücksempfinden sind, werden einzelne positive Aktivitäten, die das Glücksgefühl stimulieren sollen, kaum eine Steigerung erbringen. Dazu im Gegensatz können depressive Menschen, die als positive Aktivitäten anderen einen Dankbarkeitsbrief schreiben oder eine Gefälligkeit erweisen wollen, dadurch noch unsicherer und unglücklicher werden. Auch kulturelle Unterschiede können hier eine Rolle spielen. Briefe der Dankbarkeit an die Eltern stoßen beispielsweise in asiatischen Kulturen eher auf Unverständnis als dass sie das persönliche Wohlempfinden stärken.

Ein viertes Problemfeld entsteht, wenn Adressaten von Dankbarkeit und Gefälligkeit, nicht wie gewünscht und erwartet reagieren. Es kommt nicht selten vor, dass Adressaten von Gefälligkeiten aus verschiedenen Gründen solche ablehnen und zurückweisen. Übernommene Hilfestellungen können darüber hinaus so umfangreich und anstrengend werden, dass der Hilfeleistende im Ergebnis kein Glücksempfinden erzielt, sondern eher Frustration und Ärger das Ergebnis sind.

Eine wichtige Rolle spielen die sozialen Kosten positiver Aktivitäten. Ins Blick wird hierbei nach Dr. Lyubomirsky nicht derjenige genommen, der durch positive Aktivitäten sein Glücksempfinden steigern will, sondern derjenige, der zum Objekt dieses Vorgehens wird. Dieses Individuum kann sich im Ergebnis von Gefälligkeiten, die als positive Aktivität daher kommen, schlechter fühlen. Die Person kann die bekundete Dankbarkeit nicht wünschen und oder wenn sie ihr Zeuge wird, Scham empfinden. Der Einzelne kann sein Glücksempfinden letztlich nur steigern, wenn er den Adressaten seiner positiven Aktivitäten nicht als Mittel, sondern als Teil seines Glücksbemühens betrachtet.

Frau Professor Lyubomirsky fordert die Forscher auf dem Gebiet der Positiven Psychologie auf, diesen Fragen in der Zukunft noch größere Aufmerksamkeit zu widmen.

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