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Ein Bauchgefühl über Glück

Aktualisiert: 22. Nov. 2021


Bauchgefühl, Glück, Stress, Wohlbefinden

Dr. Cryan macht zu Beginn seines Vortrags schnell klar, dass zwischen Bauchgefühl und Wohlbefinden ein enger Zusammenhang besteht und dass der allgegenwärtige Stress dabei eine Schlüsselrolle spielt.

 

Hinsichtlich des Stresses sei besonders bedeutungsvoll, dass er die Achse zwischen dem Gehirn und dem Darm beeinflusst. Dabei ist Stress eine Erscheinung, die den ganzen Körper betrifft. Sie beeinflusst das Immunsystem und viele andere Prozesse. Dabei ist Stress an sich nicht das Problem, sondern unsere Reaktion darauf.

Es stellt sich die Frage, warum einige Menschen mit Stress besser umgehen können und andere weniger. Genetik und Epigenetik spielen Professor Cryan zufolge dabei eine Rolle. Die Forschungen und Tierversuche seines Teams haben aber auch gezeigt, dass Stress unser Mikrobiom verändert und dass sich das ebenfalls auf unsere Gemütslage auswirkt.

Was ist nun dieses Mikrobiom und wo kommt es so plötzlich her? Wer hat schon jemals außerhalb der Labore von Biochemikern und Wissenschaftlern auf dem Feld der Ernährung von diesem Begriff gehört?

Das Mikrobiom sind Dr. Cryan zu Folge unzählige Mikroben, die lange vor dem Menschen existiert haben und jetzt in unserem Körper und auf unserer Haut zu Hause sind. Wir beherbergen mehr Mikrobenzellen als wir menschliche Zellen besitzen.

Ein Forschungsschwerpunkt besteht nun darin zu untersuchen, wie sich dieses Mikrobiom über die Lebenszeit eines Menschen verändert und dabei das menschliche Wohlbefinden beeinflusst.

Wenn wir am Anfang des Lebens den Geburtskanal passieren, bekommen wir die Grundausstattung an Mikroben als Geburtstagsgeschenk von unserer Mutter mit auf den Weg. Dieses Mikrobiom beeinflusst dann unser Immun- und andere lebenswichtige Systeme in unserem Körper so lange wir auf der Welt sind.

Nach der Geburt entwickelt es sich in Abhängigkeit von der Ernährung, Krankheiten, der Umgebung in der wir leben, dem Alter und vielen weiteren Faktoren. Eine besondere Rolle spielt dabei wie bereits genannt der Stress.

Wie sich Stress auf das Mikrobiom und damit auf das Gesamtbefinden eines Menschen auswirkt, rückt immer stärker in das Zentrum der Forschung. Dabei haben Tierversuche gezeigt, dass sich das Gehirn ohne das Vorhandensein bestimmter Mikroben im Mikrobiom – beispielsweise in einer keimfreien Umgebung - nicht komplett entwickelt und die Fähigkeit, Stress zu verarbeiten, nachhaltig geschwächt wird.

Auch für die spätere Entwicklung des Gehirns bis ins hohe Alter kommt der Wechselwirkung mit dem Mikrobiom eine wichtige Rolle zu. Dabei ist die Zusammensetzung des Mikrobioms in hohem Maße von der Ernährung abhängig. Menschen mit einer abwechslungsreichen Diät mit vielen Ballaststoffen, viel Gemüse und Obst haben ein deutlich effektiveres Mikrobiom als beispielsweise die Liebhaber von Fertiggerichten.

Es stellt sich u.a. für die Wissenschaft die Frage, ob und wie die Bakterien aus dem menschlichen Mikrobiom mit dem Gehirn kommunizieren, um eine entsprechende Wirkung auf das das menschliche Wohlbefinden zu erzielen.

Es konnte gezeigt werden, dass die „Gastmikroben“ des Menschen Zugang zu den Nervensträngen haben, die den ganzen Körper durchziehen. Darüber hinaus sind die Mikroben im Darm in der Lage, komplizierte chemische Prozesse in Gang zu setzen und auch über diesen Weg mit Teilen des Gehirns zu kommunizieren.

Alle diese Erkenntnisse haben dazu geführt, ein Konzept der Psychobiotik zu entwickeln, um auch über das Mikrobiom die mentale Gesundheit des Menschen zu stärken. Dafür wurden bereits eine ganze Reihe psychobiotischer Therapien entwickelt.

Es wurde der Begriff der Psychobiotischen Revolution geprägt. Dabei geht es darum, einen komplett neuen Zugang zu eröffnen, wie das menschliche Wohlbefinden gestärkt und unser Gehirn entwickelt werden kann. Vieles funktioniert bereits im Tierversuch und es muss getestet werden, ob und wie hier gewonnene Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar sind.

So haben Tierversuche gezeigt, dass die Übertragung von Mikrobiom von gesunden Tieren zu solchen mit depressiven Verhaltensweisen zu einer positiven Veränderung des Verhaltens bei den erkrankten Tieren geführt hat.

Die Zielstellung der Forschung ist es, wie Dr. Cryan sagt, den Triangel zwischen geistiger Gesundheit, Mikrobiom und Ernährung wissenschaftlich besser zu verstehen und zu beeinflussen.

Mit diesen Erkenntnissen über die Zusammenhänge zwischen Gehirn, Mikrobiom und Ernährung werden auch der Positiven Psychologie neue Wege aufgezeigt und Instrumente in die Hand gegeben, um das psychische Wohlbefinden der Menschen zielgerichtet zu stärken und sie glücklicher zu machen.

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