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„Happily ever after?“ Positive Psychologie & Paarbeziehung




„Du kannst nicht essen, nicht schlafen, greifst nach den Sternen und fühlst dich, als hättest du die Baseball-Meisterschaft gewonnen.“ Mit diesem Bild erklärt Steve Guttenberg in der Rolle des Roger Callaway im Film „Eins und Eins macht Vier“ seiner Tochter, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein.  

 

Und tatsächlich: Neurologisch gesehen schüttet unser Körper, wenn wir uns verlieben, überdurchschnittlich große Mengen an Dopamin und Oxytocin aus – zwei Neurotransmitter, die unser Gefühl von Zuneigung und Glück beeinflussen. Emotional äußert sich das, indem wir uns „glücklicher“ fühlen, kognitiv verschiebt sich unser Fokus von uns selbst auf das Verhalten unseres Gegenübers. Doch welche Paarbeziehungen sind auch auf Dauer tragfähig? Gibt es einen Schlüssel zu gesunder Partnerschaft? Und welche Antworten findet die Positive Psychologie in Bezug auf Konflikte in Paarbeziehungen?

 

Wir alle sind vertraut mit der Wirksamkeit positiver Beziehungen im Kontext von Positiver Psychologie. Eine Idee, romantische Liebe näher zu verstehen, liefert das Modell des „Relational Flourishings“.

Eine Beziehung gilt dann als florierend, wenn die Partner eine tiefgründige Verbindung zueinander empfinden, die als sinnstiftend wahrgenommen wird. Diese kann durch gemeinsame Aktivitäten gefördert werden und den Partnern dabei helfen, sowohl auf individueller als auch auf partnerschaftlicher Ebene zu wachsen.

 

Insbesondere die Bedeutsamkeit von Verbundenheit und das „Wir-Gefühl“ finden sich auch in der Forschung wieder: So gaben 80 % der befragten Paare einer Studie zum Thema Scheidungsmediation an, zu den Hauptgründen ihrer Trennung gehöre, dass sie sich auseinandergelebt und die Nähe zueinander verloren hätten.

 

Deutlich weniger aussagekräftig sind hingegen die Ideale von Partnerschaft, die weiterhin im medialen und gesellschaftlichen Diskurs stattfinden. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2003 beschäftigte sich mit der Frage, wie sich das Wohlbefinden von Paaren veränderte, wenn diese beschlossen, zu heiraten. Die Wissenschaftler*innen stellten die Zahlen dem Wohlbefinden von Personen ohne feste Partnerschaft gegenüber. Die gute Nachricht: Tatsächlich zeigt sich nach einer Heirat ein „Honeymoon-Effekt“. Die nicht so gute Nachricht: Dieses „Hoch“ dauert nur ein bis zwei Jahre an. Anschließend gleichen sich die Zufriedenheitswerte von verheirateten Paaren derer von nicht verheirateten Personen an.

 

Streiten? Ja, bitte!

 

Herausfordernd wird es für Paare häufig dann, wenn wir die Unzulänglichkeiten unseres Partners kennenlernen, die Prioritäten und Wünsche auseinandergehen oder schlicht das Verliebtsein weicht. Doch Konflikte können durchaus gesund sein, denn: Streiten kann man lernen!

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2010 zeichnet einen positiven Zusammenhang von Beziehungszufriedenheit, Nähe zum Partner/zur Partnerin und Engagement in einer Beziehung mit der Fähigkeit zur Vergebung. Analog zu diesen Befunden zeigte die Studie von Haversath et al. (2017) auf, dass eine wohlwollende Haltung dem Partner/ der Partnerin gegenüber nach einem Fehlverhalten durch diese*n die Beziehungsqualität positiv beeinflusste.

 

Damit findet sich ein Schlüssel für gelingende Paarbeziehung in unserer „Vergebungsbereitschaft“, die nicht nur in Beziehungen positiv wirkt, sondern auch das physische und mentale Wohlbefinden der vergebenden Person stärkt. Ein erster Schritt in Richtung Vergebung kann sein, sich aktiv zu fragen: „Was müsste ich verlernen, um vergeben zu können?“ Und damit ergibt sich eine Brücke zu einer der meist propagierten und vielleicht zukunftsweisendsten Haltungen der Positiven Psychologie, die auch auch – oder gerade – im Konflikt Bestand hat:

„other people matter“.



Quellen


Fehr, R., Gelfand, M. J., & Nag, M. (2010). The road to forgiveness: A meta-analytic synthesis of its situational and dispositional correlates. Psychological Bulletin, 136(5), 894–914. https://doi.org/10.1037/a0019993

 

Fincham, F. D., Hall, J., & Beach, S. R. H. (2006). Forgiveness in Marriage: Current Status and Future Directions. Family Relations: An Interdisciplinary Journal of Applied Family Studies, 55(4), 415–427. https://doi.org/10.1111/j.1741-3729.2005.callf.x-i1

 

Fowers, B. J., Laurenceau, J.-P., Penfield, R. D., Cohen, L. M., Lang, S. F., Owenz, M. B. & Pasipandoya, E. (2016). Enhancing relationship quality measurement: The development of the Relationship Flourishing Scale. Journal of Family Psychology, 30(8), 997–1007. https://doi.org/10.1037/fam0000263a

 

Gigy, L., & Kelly, J. B. (1993). Reasons for divorce: Perspectives of divorcing men and women. Journal of Divorce & Remarriage, 18(1-2), 169-188.


Haversath, J., Kliem, S. & Kröger, C. (2017). Measuring spousal forgiveness: German version of the Marital Offence-Specific Forgiveness Scale (MOFS-German). Family Relations, 66(5), 809–823. https://doi.org/10.1111/fare.12290

 

Lucas, R. E., Clark, A. E., Georgellis, Y., & Diener, E. (2003). Reexamining adaptation and the set point model of happiness: Reactions to changes in marital status. Journal of Personality and Social Psychology, 84(3), 527–539. https://doi.org/10.1037/0022-3514.84.3.527

 

Michigan State University. (2020, July 23). When it comes to happiness, what's love got to do with it?. ScienceDaily. Retrieved April 11, 2024 from www.sciencedaily.com/releases/2020/07/200723115833.htm

 

Quenstedt-Moe, G. & Popkess, S. (2014). Forgiveness and health in Christian women. Journal of Religion and Health, 53(1), 204–216. https://doi.org/10.1007/s10943-012-9603- z

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