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Immigration und Positive Psychologie

Aktualisiert: 22. Nov. 2021


Wie kann die Positive Psychologie mit Immigration verknüpft werden

Wie in vielen anderen Bereichen auch, ist die Forschung zu Immigranten eher auf Negativmodelle aufgebaut. Im Mittelpunkt stehen dabei durch Immigration bedingte Gesundheitsrisiken wie Depression, Stress wegen der Kulturanpassung, Angstzustände und Drogenmissbrauch. Hinzukommt, dass in Reden von Politikern immer wieder anklingt, dass Immigranten mehr zu Kriminalität neigen als solche Personen, die im Land geboren wurden.

 

Im Gegensatz zu diesem Negativmodell kommt die Positive Psychologie bei ihren wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass Immigranten in verschiedenen Ländern eher über positive Muster ihrer psychologischen Gesundheit berichten. Darüber hinaus konnte der Nachweis erbracht werden, dass Einwanderer eine niedrigere Kriminalitätsrate im Vergleich zu der der einheimischen Bevölkerung haben.

So stellten zwei große Studien mit Immigranten in Kanada aus zahlreichen Ländern der Welt fest, dass sie eine höhere Lebenszufriedenheit berichteten als die Menschen in ihren ehemaligen Heimatländern. Dieser Grad der Zufriedenheit kam dem der kanadischen Bevölkerung recht nahe. Ähnliche Resultate wurden von den Einwanderern in Finnland, Norwegen und Dänemark berichtet.

Hinsichtlich der Kriminalitätsrate war diese bei im Lande Geborenen in untersuchten Teilen Amerikas viermal höher als die von Einwanderern.

Untersucht wird, welche einzelnen Strategien Immigranten entwickeln, um mit den Herausforderungen einer Anpassung an das neue Heimatland zurecht zu kommen und welche Faktoren ihnen helfen, angesichts schwieriger Lebensumstände zu wachsen und sich zu entfalten.

An erster Stelle steht der Prozess der kulturellen Anpassung, der nicht immer stressfrei erfolgt. Dabei stellt sich heraus, dass Einwanderer diesen Prozess besonders gut meistern, wenn sie sowohl in der Kultur ihres Herkunftslandes verwurzelt bleiben, als sich auch der Kultur ihrer neuen Heimat umfassend und schnell anpassen. Sie berichten ein höheres persönliches Wohlbefinden als Individuen, denen das im Gegensatz nicht gelingt.

Eine weitere bedeutende Quelle des Wohlbefindens von Einwanderern ist ihre möglichst weitgehende Integration in die jeweilige örtliche Gemeinschaft. Zu diesen Netzwerken können zum Beispiel Kirchen, Nachbarschaftseinheiten und Schulen gehören. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Unterstützung für Immigranten durch die Gemeinschaft Fälle von Diskriminierungen von Seiten der einheimischen Bevölkerung nicht nur ausgleicht, sondern dass unter dem Strich ein Plus des persönlichen Wohlbefindens von den Einwanderern berichtet wird.

Eine dritte Quelle für das Wohlbefinden von Immigranten ist - wie wohl nicht anders zu erwarten war - die Familie. Zahlreiche Studien unterstreichen, dass solide Bande der Familie eine Kraftquelle für die Meisterung der Immigration sind.

Eine weitere Basis dafür, dass sich Einwanderer in ihrer neuen Heimat wohlfühlen, schaffen ihre mitgebrachten kulturellen Werte. Ein solcher Wert ist beispielsweise besonders bei Menschen aus asiatischen Ländern das Gemeinschaftsgefühl. Bei Immigranten aus Lateinamerika nimmt der Familiensinn den Rang eines besonderen Wertes ein.

Einen wichtigen Stellenwert bei der Eingliederung von Immigranten in ihren neuen Heimatländern haben den Untersuchungen zu Folge ihre Charakterstärken. Dabei geht es, wie die Autoren der Untersuchung mit Bezug auf die Professoren M. Seligman und C. Peterson verweisen, um Stärken, die auch eingesetzt und angewendet werden. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Einwanderer beispielsweise über ein höheres Maß an Beharrlichkeit und Resilienz berichten, als ihre in der Heimat verbliebenen Angehörigen bei vergleichenden Untersuchungen zu Protokoll geben.

Für die Psychologie als Ganzes steht die Aufgabe, die Prozesse noch umfassender zu erforschen, die zu einer positiven Eingliederung von Immigranten in die bestehende Gesellschaft beitragen. Die Perspektive der Positiven Psychologie ist dabei darauf gerichtet, neben den Stressfaktoren der Einwanderung verstärkt den Blick auf die Faktoren zu richten, die die Einwanderer in ihrer neuen Heimat befähigen, zu wachsen und sich zu entfalten.


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